Intensive Physiotherapie für eine schnellere Belastbarkeit bei einer Hamstring-Verletzung

Geht das? Und wenn ja, wie?

Der 57-jährige Belgier Jonathan, ein leidenschaftlicher Ausdauersportler, unternahm am 25. April einen aktiven Teamausflug mit seinen Kolleginnen und Kollegen. Beim Teambuilding spielten sie ein Spiel, bei dem ohne Aufwärmen mehrere kurze Sprints absolviert werden mussten. Jonathan hatte Pech. Er sprintete bei circa 80 % seines Leistungsvermögens, als er plötzlich einen stechenden Schmerz wie bei einem Muskelriss in seinem Hamstring spürte. Ein Gefühl, das er bereits von seiner Hamstring-Ruptur im Jahr 1996 kannte. Die Enttäuschung war groß, denn was sollte nun aus der 50 km langen Radtour in den Flämischen Ardennen werden, die für den 11. Mai, nur 16 Tage später, geplant war?

Intensive Physiotherapie bei einer Hamstring-Ruptur

Kein Problem, entschieden seine beiden Physiotherapeuten. Mit intensiver Physiotherapie war die Tour am 11. Mai ihrer Meinung nach ein realistisches Ziel, wenn auch die Prognose bei solchen Verletzungen bei vier bis acht Wochen bis zur Wiederaufnahme sportlicher Aktivitäten liegt . Gemeinsam mit Jonathan machten sie sich mit Kühlkompressen, TECAR, Elektrotherapie, Kinesio-Taping, Dehnen und Übungstherapie an die Arbeit. Wir haben mit Jonathan über seine Verletzung, Behandlung und Genesung gesprochen. Und natürlich über seine Tour. Ob er sein Ziel wohl erreicht hat?

Jonathan, Sie haben einen Muskelriss im Hamstring erlitten. Würden Sie uns etwas mehr über die ersten Versorgungsmaßnahmen und die Diagnose erzählen?

„Bei jeder Beinbewegung spürte ich einen enormen Schmerz, aber ich habe bis zum Schluss am Teambuilding teilgenommen. Ich hinkte, bin aber anschließend noch mit dem Rad nach Hause gefahren. Zu Hause habe ich dann mehrmals jeweils 20 Minuten lang gekühlt. An meinem Bein war nichts zu sehen: keine Schwellung, kein Bluterguss. Das einzig Auffällige war, dass sich der Muskel sehr angespannt anfühlte. 

Einige Tage später wurde eine Ultraschalluntersuchung gemacht, die ergab, dass ich einen Riss von 12 cm an der Innenseite einer meiner Hamstrings, dem M. semitendinosus, hatte. Die offizielle Diagnose lautete „Hamstring-Ruptur Grad 2“, was bedeutete, dass es ein teilweiser Abriss war.“

Und trotzdem hatten Sie den ehrgeizigen Plan, circa zwei Wochen später eine Radtour von 50 km zu fahren. Wie wollten Ihnen Ihre Physiotherapeuten dabei helfen?

„Sie haben einen intensiven Physiotherapieplan für mich ausgearbeitet, der teilweise von ihnen und teilweise von mir selbst nach ihrer genauen Anleitung durchgeführt wurde. Die Physiotherapeuten übernahmen die TECAR-Therapie und das Kinesio-Taping und ich habe täglich mit einer Kühlkompresse gekühlt, die Elektrotherapie (Mikrostrom) angewendet und Übungen gemacht. 

Ich bin Lehrer und Wissenschaftler, aber weil die sitzende Schreibtischtätigkeit und das Gehen schmerzhaft waren, wurde ich vorübergehend krankgeschrieben. Das war schade, aber ich hatte dadurch Zeit, mich komplett auf meine Behandlung zu konzentrieren.“

Könnten Sie uns etwas mehr über die Behandlungen in der Physiotherapiepraxis erzählen?

„Ich habe die Praxis zweimal in der Woche für TECAR-Therapie und Kinesio-Taping besucht. Wir haben am dritten Tag nach Erleiden der Verletzung damit begonnen und haben insgesamt vier Sitzungen von 20 bis 30 Minuten gemacht. 

Ich habe mich der Vollständigkeit halber beim Therapeuten nach den Spezifikationen der TECAR-Therapie erkundigt und er hat mir Folgendes erklärt: „Es war eine unipolare Anwendung mit mittelgroßen Elektroden. Jonathan befand sich in Bauchlage und die neutrale Elektrodenplatte lag unter seinem Oberschenkel. Wir haben sowohl die kapazitive als auch die resistive Methode angewendet, beide im kontinuierlichen Modus.“

In der zweiten Woche begonnen wir mit dem Taping. Dabei handelte es sich laut den Therapeuten um ein ableitendes Tape auf der Wade und ein detonisierendes I-Tape auf den Hamstrings. Ich habe diese Tapes fast durchgängig getragen. Es wurde nur manchmal zur Entlastung der Haut für einige Stunden abgenommen. Für die Elektrotherapie war das kein Problem. Die Elektroden wurden einfach zwischen dem Tape angebracht.“

WEITERE INFOS ZUR TECAR-THERAPIE

Und Sie haben selbst noch mit einer Kühlkompresse gekühlt, Elektrotherapie angewendet und Übungen gemacht, sagten Sie. Könnten Sie darüber noch etwas mehr erzählen? 

„Gekühlt habe ich in den ersten 6 Tagen mehrmals täglich 20 Minuten lang mit einer Eiskompresse. Nach dem sechsten Tag habe ich das komplett weggelassen. Die Elektrotherapie, genauer gesagt den Mikrostrom, habe ich die ganze Zeit über täglich angewendet. Dabei habe ich auf Anraten der Therapeuten die Elektroden vorne und hinten am Bein platziert, aber ich musste die genaue Position variieren, um den Strom dreidimensional, in alle Richtungen, durch die Verletzung zu leiten. In Bezug auf die Einstellungen wurde mir empfohlen, eine große Impulsbreite von 0,5 Hz und 600 μA auszuwählen. In der ersten Woche lief das Gerät 6 bis 8 Stunden pro Tag, in der zweiten Woche nur noch 4 Stunden.

An den letzten vier Tagen der Rehabilitation habe ich Übungen gemacht. Ich habe meine Hamstrings über den Tag verteilt rund 20 Mal gedehnt. Zuerst habe ich die Muskeln kurz angespannt, dann kurz entspannt und sie dann bis zur Schmerzgrenze gedehnt (laut den Physiotherapeuten die Hold-Relax-Contract-Technik aus der PNF). 

Außerdem habe ich gelernt, wie ich meine Hamstrings am besten trainieren konnte. Ich musste meinen Fuß mit Hilfe eines Gurts zu meinem Oberschenkel bringen und meinen Unterschenkel geführt durch meine angespannten Hamstrings wieder langsam nach unten senken. Auch diese Übung habe ich rund 20 Mal pro Tag gemacht.“

Und das war die komplette Behandlung? Oder haben Sie noch etwas anderes gemacht?

„Ich habe keine Hilfsmittel wie Krücken verwendet, oder Medikamente genommen. Aber ich habe Traumeel eingenommen. Das ist ein homöopathisches Mittel gegen Entzündungen und Schmerzen, das auch den Heilungsprozess fördert.“

Würden Sie uns erzählen, wie die Genesung verlaufen ist und natürlich, ob Sie die Radtour fahren konnten?

„Die ersten Tage nach der Verletzung habe ich meine Schmerzen bei 8 von 10 eingestuft. Ab dem fünften Tag ließ der Schmerz immer weiter nach, bis er am Tag der Radtour am 11. Mai bei 1 von 10 lag. An diesem Tag saß ich zum ersten Mal wieder auf meinem Rad und fühlte mich körperlich dazu in der Lage.

Eine halbe Stunde vor dem Start hat einer der Physiotherapeuten noch ein neues Tape geklebt und zum Aufwärmen bin ich eine kleine Runde gefahren. Während der Tour über Kopfsteinpflaster und mit zahlreichen Anstiegen nahmen meine Schmerzen wieder von 1 von 10 auf 7 von 10 zu. Aber die Belastbarkeit meiner Hamstrings reichte scheinbar schon wieder für diese besondere Anstrengung aus, denn ich konnte die 50 km bis zu Ende fahren und das kaum zwei Wochen, nachdem ich einen Riss von 12 cm in meinen Hamstrings erlitten hatte. Ich habe das Gefühl, dass dies ohne die intensive Therapie und Betreuung nicht möglich gewesen wäre. Deshalb bin ich meinen Therapeuten auch unglaublich dankbar.“

Weitere Informationen zur TECAR- oder Elektrotherapie

Die Geschichte von der unglücklichen Muskelruptur hatte für Jonathan glücklicherweise ein gutes Ende. Sportler möchten gerne so schnell wie möglich wieder aktiv werden und brauchen daher die Betreuung durch einen spezialisierten Physiotherapeuten, der nicht davor zurückschreckt, verschiedene Therapien und Behandlungsmöglichkeiten einzusetzen.  

Bei Fragen zur Behandlung von Sportverletzungen mit TECAR-Therapie und Elektrotherapie können Sie sich gerne an uns wenden. 

KONTAKT AUFNEHMEN