Wie wird ein Tennisellenbogen behandelt?

Blog-Reihe: Beitrag 3 von 3.

Im letzten Blog-Beitrag dieser Reihe sprechen wir über einige Behandlungsmethoden eines Tennisellenbogens, nämlich Stoßwellen, Elektrotherapie und Übungstherapie. Dieser Auswahl liegen wissenschaftliche Untersuchungen und Erfolgserlebnisse von Therapeut und Patient zugrunde. Welche Techniken in welcher Kombination hierbei verwendet werden, hängt vom jeweiligen Patienten und dem Ausmaß der Beschwerden ab.

Stoßwellentherapie bei einer Epicondylitis lateralis

Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, bei der kurze, intensive Schallwellen die körpereigenen Heilungsprozesse anregen. Dabei stehen Schmerzlinderung und Förderung der Genesung im Mittelpunkt. ESWT wurde in den vergangenen 25 bis 30 Jahren in großem Umfang für eine Bandbreite von Erkrankungen des Bewegungsapparats eingesetzt und eine aktuelle Meta-Analyse  liefert nun auch einen Beweis für den positiven Beitrag, den ESWT bei der Behandlung eines Tennisellenbogens leisten kann. ESWT wird im Allgemeinen als sicher, leicht anwendbar und gut erträglich erfahren. 

Patientin Manuela: „Die von meinem Physiotherapeuten durchgeführte Behandlung mit Stoßwellen erwies sich, entgegen meiner Erwartungen, als sehr gut. Zugegeben: Die Behandlung ist schmerzhaft, aber anschließend kann ich sofort wieder meine üblichen Aktivitäten aufnehmen.  

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Mein Tennisellenbogen macht mir zwar noch Beschwerden, aber es scheint von Woche zu Woche besser zu werden. Dadurch kann ich wieder fester zupacken, bevor Schmerzen und Beschwerden auftreten.“

Es ist erwiesen, dass die Stoßwellentherapie die Bildung neuer Blutgefäße anregt, wodurch die Blutzirkulation und die Geweberegeneration gesteigert werden und der Schmerz abnimmt. Die Stimulation der Nervenfasern führt zur lokalen Schmerzlinderung und die herbeigeführte Störung des Sehnengewebes fördert die Heilung.  Für Patienten, die nicht so gut oder innerhalb von 3 Monaten gar nicht auf konventionelle Behandlungsmethoden ansprechen, ist Stoßwellentherapie eine gute Alternative zu invasiveren Techniken. Leider ist nicht jeder Therapeut mit den Möglichkeiten der ESWT vertraut.  

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Physiotherapeut Kilian: „Es ist schade, dass bei der Ausbildung von Physiotherapeuten so wenig in eine ordentliche Schulung für die Anwendung von radialen Stoßwellen bei einer Epicondylitis lateralis investiert wird. Glücklicherweise kann ich mich bei meinen klinischen Entscheidungen auf Empfehlungen in der Literatur stützen, um bei dieser Pathologie entweder fokussierte oder radiale Stoßwellen einzusetzen. Ich schätze, dass meine Patienten ihre Hobbys und Arbeit nach einer Behandlung mit Stoßwellentherapie 2 bis 3 Wochen früher wieder aufnehmen können.“

Die Wirkung von Ultraschall und Elektrotherapie bei einem Tennisellenbogen.

Elektrotherapietechniken zielen auf die Verringerung von Schmerzen und das Hervorrufen von zellulären Effekten ab. Hierzu stehen fünf Energieformen zur Verfügung, nämlich Strom, Schall, Licht, Magnetfelder oder Wärme. In diesem Bereich gibt es außerdem mehrere Behandlungsmethoden. Dazu zählen Low-Level-Lasertherapie (LLT), therapeutischer Ultraschall, Interferenzstrom und transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Nachfolgend gehen wir kurz auf Ultraschall und Interferenz ein.

Ultraschall ist Schall mit einer Frequenz, die für das menschliche Gehör zu hoch und dadurch nicht hörbar ist. Die Schallwellen können bis tief in das Gewebe eindringen. Sie bewirken eine Erhöhung der Gewebetemperatur und die Anregung nicht-thermischer physiologischer Veränderungen, wie erhöhte Zelldurchlässigkeit und Förderung des Zellwachstums. Nach Anwendung von Ultraschall auf die Extensorensehne bei einem Tennisellenbogen erfahren die meisten Patienten sofort eine verringerte Empfindlichkeit. Das ist auch Patient Patrick aufgefallen:

„Nach jeder Physiotherapiebehandlung bin ich erleichtert. Die Anwendung von Ultraschall lindert absolut meine Schmerzen, aber auf andere Art als bei den Kälteanwendungen. Dadurch bin ich auch in der Lage, die vorgeschriebene exzentrische Übungstherapie leichter umzusetzen.“

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Der Interferenzstrom ist mit seiner mittelfrequenten Wellenform wiederum etwas komplett anderes. Und weil mehrere Parameter angepasst werden können, eröffnet Interferenz verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Die Wirkung von Interferenz kann analgetisch, aber auch entzündungshemmend sein. Er hat außerdem eine hemmende Wirkung auf das sympathische Nervensystem, sorgt für lokale Vasodilatation und stimuliert die Muskeln.  

[Abbildung Interferenzstrom/Behandlung Tennisellenbogen] 

Erst seit einigen Jahren wird Interferenz umfassender in die Untersuchungen über die Behandlung eines Tennisellenbogen einbezogen. Beispielsweise zeigt eine aktuelle Studie, dass eine Kombination aus Interferenzstrom und Übungstherapie bei einem Tennisellenbogen zu einer Schmerzreduzierung und Erhöhung der Griffkraft führt. Dabei muss allerdings erwähnt werden, dass in der gleichen Studie die Stoßwellentherapie in Kombination mit Übungstherapie eine bessere Wirkung erzielt hat.  

Therapeutin Evi wendet bei der Behandlung eines Tennisellenbogens Elektrotherapie an, was aber nach Abschluss ihrer Ausbildung nicht selbstverständlich war:

„Der Einsatz von Ultraschall und Interferenz wurde während meiner Ausbildung zum Physiotherapeuten kaum behandelt. Aber meine Patienten und ich erfahren beide Techniken bei der Behandlung lateraler Ellenbogenschmerzen als wertvolle unterstützende Therapie.“  

Steigerung der Belastbarkeit bei einem Tennisellenbogen

Die Übungstherapie spielt bei der Behandlung einer Epicondylitis lateralis eine unverzichtbare Rolle. Sie sorgt nicht nur für eine bessere Durchblutung und damit für Schmerzlinderung und schnellere Genesung, sondern steigert auch die Belastbarkeit der betroffenen Strukturen, wodurch sich die Funktion verbessert. 

Therapeutin Imke: „Übungstherapie ist ein fester Bestandteil meiner Behandlungen, besonders bei einer Epicondylitis lateralis. Ich lege den Schwerpunkt auf exzentrische Kraftübungen, und dies nicht nur wegen der in der Literatur nachgewiesenen Wirksamkeit, sondern auch aufgrund meiner eigenen guten Erfahrungen mit diesen Übungen.“

Dass durch das Ergänzen exzentrischer Übungen die besten Behandlungsergebnisse erzielt werden, geht aus eine systematischen Übersichtsarbeit  aus 2014 hervor, in der die zwölf enthaltenen Studien ein nahezu gleiches Fazit ziehen. Ein multimodales Therapieprogramm mit u. a. exzentrischen Übungen bringt bei Patienten mit einem Tennisellenbogen bessere Ergebnisse in Bezug auf Schmerzlinderung, Funktionswiederherstellung und Griffkraft als eine Behandlung ohne exzentrische Übungen. 

Patientin Elise: „Nach acht Behandlungen meines Tennisellenbogens war die Funktion wesentlich besser. Meine Therapeutin hat verschiedene Methoden angewendet und alle schienen zu meiner Genesung beizutragen. Die Übungen fand ich vor allem in den späteren Sitzungen gut. Die Muskeln in meinem Ellenbogen schienen dadurch stärker zu werden, sodass ich Bewegungen, die am Anfang problematisch waren, letztendlich viel länger durchhalten konnte.“  

Eine Kombination von Behandlungstechniken für die besten Ergebnisse

In dieser Blog-Reihe wurden die folgenden Behandlungsmethoden besprochen: Verringerung der Belastung, TECAR-Therapie, Dry Needling, perkutane Elektrolyse, das Mulligan-Konzept, Stoßwellentherapie, Elektrotherapie und Übungstherapie. Diese Liste ist natürlich nicht vollständig. Die Tatsache, dass manuelle Therapie im engeren Sinne, andere Arten von Elektrotherapie, Dehnen, Tapen und sonstige Techniken nicht behandelt wurden, bedeutet nicht, dass diese Techniken grundsätzlich weniger erfolgreich sind. Mehr noch: Die besten Ergebnisse werden erreicht, wenn verschiedene Behandlungsmethoden kombiniert werden. 

Therapeut Guido: „Meine Behandlungen von Tennisellenbogen können jeweils ganz anders ausfallen. Während ich einen Patienten mit manueller Therapie, Ultraschall und Friktionsmassage behandele, wende ich beim anderen Patienten Stoßwellen, Dry Needling und Dehnen an. Meine Entscheidung fällt abhängig vom Schmerzmuster des Patienten, seiner und meiner Erfahrungen und Präferenzen.“

Der Erfolg des Kombinierens macht sich aber nicht nur bei Guido bemerkbar, auch Untersuchungen kommen zu diesem Ergebnis. Dies gilt auch für eine systematische Übersichtsarbeit aus 2013, in der der Erfolg einer Kombination aus Dehnen, Muskelkräftigung, Ultraschall und Friktionsmassage nachgewiesen wurde, aber auch der einer Kombination aus Manipulation von HWS und BWS, konzentrischen und exzentrischen Übungen und Mobilisierung von Handgelenk und Ellenbogen.  Die zahllosen Kombinationsmöglichkeiten machen eine allumfassende Untersuchung jedoch nahezu unmöglich. Daher spielen Patienten- und Therapeutenerfahrungen bei der Auswahl einer Behandlung auch weiterhin eine wichtige Rolle. 

Weitere Informationen über die Stoßwellen- und/oder Elektrotherapie

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[1] Yao G, Chen J, Duan Y, Chen X. Efficacy of Extracorporeal Shock Wave Therapy for Lateral Epicondylitis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Biomed Res Int. 2020 Mar 18;2020:2064781. doi: 10.1155/2020/2064781. PMID: 32309425; PMCID: PMC7106907.

[2] Comparison of the effectiveness of radial extracorporeal shock wave therapy and supervised exercises with neuromuscular inhibition technique in lateral epicondylitis: A randomized-controlled trial. Mustafa Çorum, Ceyhun Başoğlu, Hadi Yavuz, Cihan Aksoy Turk J Phys Med Rehab 2021;67(4):439-448. doi: 10.5606/tftrd.2021.5871

[3] Koca I, Boyaci A, Tutoglu A, Ucar M, Kocaturk O. Assessment of the effectiveness of interferential current therapy and TENS in the management of carpal tunnel syndrome: a randomized controlled study. Rheumatol Int. 2014 Dec;34(12):1639-45. doi: 10.1007/s00296-014-3005-3. Epub 2014 Apr 12. PMID: 24728028.

[4] Tarek Ammar. Extracorporeal Shock Wave Versus Interferential Current in Tennis Elbow. Biomed J Sci & Tech Res 34(3)-2021. BJSTR. MS.ID.005561

[5] Cullinane FL, Boocock MG, Trevelyan FC. Is eccentric exercise an effective treatment for lateral epicondylitis? A systematic review. Clin Rehabil. 2014 Jan;28(1):3-19. doi: 10.1177/0269215513491974. Epub 2013 Jul 23. PMID: 23881334.

[6] Hoogvliet P, Randsdorp MS, Dingemanse R, Koes BW, Huisstede BM. Does effectiveness of exercise therapy and mobilisation techniques offer guidance for the treatment of lateral and medial epicondylitis? A systematic review. Br J Sports Med. 2013 Nov;47(17):1112-9. doi: 10.1136/bjsports-2012-091990. Epub 2013 May 24. PMID: 23709519.